Hunde


Mein etwas anderer Zugang und Umgang zu Tieren entwickelte sich langsam, nachdem ich meinen vierbeinigen besten Freund namens Lucky aus dem Tierheim holte.


Die Gedanken, ein Hund müsste sich unterordnen, Kommandos perfekt beherrschen und ausführen, überall gute Manieren zeigen und mit allem verträglich sein, sind allgegenwärtig und in den meisten Menschen so verankert, dass sie nicht mal versuchen wollen, etwas anders darüber zu denken. Doch eines vergisst man dabei: Wir zwingen Tiere in eine unnatürliche (Menschen-)Welt hinein und erwarten noch dazu menschliches Verhalten.

 

Ich dachte anfangs auch so...
Sobald der Hund hündisches Verhalten zeigt, können die meisten Menschen nur noch schwer damit umgehen. Anstatt verstehen zu wollen, warum das Tier so oder so handelt, will der Mensch vor allem eines: dieses Verhalten des Hundes schnell loswerden - egal mit welchen Mitteln. Oft sieht man so viele glanzlose Hunde, die einfach ihr Wesen und ihre Ausstrahlung verloren haben, weil sie kein Hund mehr sein dürfen.

Irgendwann stolperte ich über diesen Spruch:
"Freude an einem Hund haben Sie erst, wenn Sie nicht versuchen,
aus ihm einen halben Mensch zu machen.
Ziehen Sie statt dessen doch einmal die Möglichkeit in Betracht,
selbst zu einem halben Hund zu werden."
(Edward Hoagland)

Diesen Leitsatz nehme ich mir sehr zu Herzen. Hunde suchen sich das Leben in der Menschenwelt nicht aus - darum tragen wir die Verantwortung, diesem treuen Lebewesen ein artgerechtes Hundeleben zu ermöglichen. 


Ich liebe es mit Hunden zu arbeiten und mit ihnen zu interagieren. Meine drei Hunde sind für mich meine größten Lehrmeister. Jeder ist anders und lehrte bzw. lehrt mir etwas anderes. Lucky zeigte mir, wie man mit dem Jagdtrieb und ängstlichem Verhalten am besten umgehen kann. Mona verlangt von mir Ruhe und eine extrem souveräne Führung. Merlin muss ruhig und bewusst geführt werden. Durch seine Schärfe musste ich lernen, auch mit Hunden umzugehen, die vorwärts gehen und denken. Er verlangt von mir Schnelligkeit im Denken und Handeln - denn er ist blitzschnell und das weiß er.
  
Bei der Arbeit mit Hunden ist mir Folgendes wichtig:
- Der Umgang baut auf Vertrauen und Respekt auf.
- Ich passe mich dem Hund an und versuche, auf hundgerechte Art und Weise mit ihm zu 

  kommunizieren.
- Der Hund darf sich auf seine Art und Weise ausdrücken und das wird auch respektiert.
- Gemeinsames Arbeiten steht im Vordergrund.
- Jeder Hund agiert und reagiert anders. Deswegen muss herausgefunden werden, wie jedes

  Individuum am besten erreicht werden kann, um zu wissen, wie man mit diesem

  kommuniziert.
- Reine Befehlskontrolle und Konditionierung lehne ich ab.

 

Die Begriffe "Dominanz" und "Konsequenz" hört man sehr oft.
Wussten Sie, dass Leittiere nicht konsequent sind? Oder dass Leittiere niemals nur dominant sind um die anderen Rudelmitglieder ständig zu unterwerfen? Ein Leittier ist deswegen eines, weil es Ruhe bewahren, Situationen gut einschätzen und die anderen mit der vorhandenen Präsenz und Souveränität führen kann.

 

Dem Hund "Grundkommandos" und Tricks beizubringen, ist keine große Kunst, wenn man weiß, wie Hunde lernen. Kommandos zu verwenden ist einfache Konditionierung - dies hat nichts mit Kommunikation zu tun. Mit dem Hund zu leben bedeutet für mich, durch Körpersprache und Energie/Ausstrahlung mit ihm unterwegs zu sein.

 
Hunde leisten so viel - sie kommen mehr oder weniger in der Menschenwelt klar und werden oftmals völlig dominiert und missverstanden. Sie kennen uns so gut und sind perfekte Beobachter. Es ist Zeit, ihnen einen Ausgleich zu bieten. Eine Zeit, in der sie wirklich eines sein dürfen: ein richtiger Hund.
  


 Obwohl ich Hundepsychologie studiert habe, bin ich keine Hundetrainerin oder Ähnliches. Trotzdem möchte ich jedem - der Interesse hat - meine Art und Weise mit Hunden zu leben, näher bringen.